Mythen über den Krieg Russlands in der Ukraine

Genozid im Donbass

Um sich vor der Anschuldigung des Genozids zu schützen, pro­jizieren Kreml-Pro­pa­gan­dis­ten häu­fig ihre eige­nen Ver­brechen auf ihre Opfer oder wer­fen ein­fach mit vol­lkom­men halt­losen Beschuldigun­gen um sich. So beschuldigen sie die Ukraine ohne jeden Beweis des ver­sucht­en Genozids an Rus­sis­chsprachi­gen in der Ukraine, wobei sie häu­fig erfun­dene Geschicht­en ver­wen­den. Das Genozid-Nar­ra­tiv war ein inte­graler Bestandteil der kreml­fre­undlichen Desin­for­ma­tion­skam­pagne, die Rus­s­lands Aggres­sion recht­fer­ti­gen soll.

Es gibt keine Hin­weise darauf, dass eth­nis­che Staat­sange­hörige, ein­schließlich eth­nis­ch­er Russen oder rus­sis­chsprachiger Men­schen, von den ukrainis­chen Behör­den im Don­bass oder ander­swo in der Ukraine ver­fol­gt wer­den, geschweige denn, dass sie auf­grund ihrer Nation­al­ität, ihrer eth­nis­chen oder kul­turellen Zuge­hörigkeit von Ver­nich­tung bedro­ht sind.

Es gibt jedoch unzäh­lige Beweise dafür, dass rus­sis­che Stre­itkräfte direkt an den Kriegsver­brechen in ButschaIrpinMar­i­upol und an anderen Orten beteiligt waren. Die Vere­in­ten Natio­nen haben dies­bezüglich einen Bericht veröf­fentlicht, der Belege für Kriegsver­brechen durch rus­sis­che Behör­den auf­führt, darunter Folter, Verge­wal­ti­gung und Depor­ta­tion von Kindern.

Tat­säch­lich haben viele unab­hängige Fak­ten­prüfer und Medi­enkanäle Rus­s­lands Behaup­tun­gen wider­legt, dass ukrainis­che Behör­den auf unbekan­nte Weise rus­sis­che Kriegsver­brechen insze­niert hät­ten, ins­beson­dere in Butscha.


Die Ukraine am Ende und eine schmutzige Bombe

Die Gegenof­fen­sive der Ukraine im Jahr 2023 erzielte nur ger­ingfügige Gewinne. Seit Rus­s­lands Inva­sion am 24. Feb­ru­ar 2022 hat die Ukraine jedoch etwa die Hälfte des ursprünglich von Rus­s­land im Feb­ru­ar 2022 beset­zten Gebi­etes zurücker­obert. Die aktuelle Schlacht­feld­si­t­u­a­tion mag wie eine Pattsi­t­u­a­tion wirken, doch die Ukraine verze­ich­net weit­er­hin ein­drucksvolle Siege am Schwarzen Meer.

Alles in allem ist und bleibt der Erfolg der Ukraine, Rus­s­lands mas­sive, ille­gale und unprovozierte Inva­sion abzuwehren, inspiri­erend. Das Land befind­et sich wed­er poli­tisch noch mil­itärisch nahe einem Zusam­men­bruch, auch wenn die inter­na­tionale Unter­stützung manch­mal nicht so zweck­mäßig ist, wie sie sein kön­nte.

Es gibt keine Belege für die Behaup­tun­gen Rus­s­lands, dass Kiew Kinder, Frauen oder ältere Men­schen für den Ein­satz an der Front mobil­isiert oder dass Präsi­dent Wolodymyr Selen­skyj ukrainis­che Trup­pen vorsät­zlich in ein Gemet­zel schickt. Die Beweise gehen eher in die andere Rich­tung: Rus­sis­che Gen­eräle senden ihre Trup­pen, von denen viele Sol­dat­en in Gefäng­nis­sen rekru­tiert wur­den, zu selb­st­mörderischen „Fleis­changrif­f­en“.

Der Mythos über Atom­pläne der Ukraine oder „schmutzige Bomben“ ist reine Fik­tion und nuk­lear­es Säbel­ras­seln. Tat­säch­lich ist die Ukraine seit 1994 nach Unterze­ich­nung des Budapester Mem­o­ran­dums frei von Kern­waf­fen. Sie ist eines der weni­gen Län­der der Welt, das seine Kern­waf­fen auf­gab und diejeni­gen beseit­igte, die ihm von der Sow­je­tu­nion hin­ter­lassen wur­den. Rus­s­land dage­gen mis­sachtete unver­hohlen seine durch Unterze­ich­nung des Ver­trags einge­gan­gene Verpflich­tung, in welchem es zusagte, die Unab­hängigkeit, Sou­veränität und Gren­zen der Ukraine zu respek­tieren.

Der Kreml set­zt außer­dem gern schnell Nuk­learnar­ra­tive ein, um die Schuld abzu­lenken, kaum ver­hüllte Dro­hun­gen zu äußern oder auf nuk­leare Erpres­sung zurück­zu­greifen, um seine Aggres­sion zu unter­stützten. Die Schaf­fung eines Bildes eines in die Enge getriebe­nen, aber atom­ar bewaffneten Tieres (wie kreml­na­he Dem­a­gogen stets her­vorheben) hat für den Kreml Vorteile.

Rus­s­land nutzte die Beschuldigung, dass die Ukraine ver­sucht, eine „schmutzige Bombe“ zu bauen, als Vor­wand für eine größere Eskala­tion. Die Ukraine lud die IAEO zur Unter­suchung der Orte ein, an denen laut Rus­s­land schmutzige Bomben entwick­elt wür­den. Die IAEO fand kein­er­lei Belege dafür, dass die Ukraine Nuk­lear­ma­te­r­i­al entwick­elt.

Die Behaup­tun­gen, dass die Ukraine absichtlich seine eige­nen zivilen Atom­kraftan­la­gen beschädigt, sind eben­falls nicht belegt. Tat­säch­lich haben die Ukraine und die USA wieder­holt ver­sucht, die Span­nun­gen bezüglich des Atom­kraftwerks in Sapor­ischsch­ja zu entschär­fen. Rus­s­land hat viele rück­sicht­slose Aktio­nen gegen diese Anlage ergrif­f­en. Es hat Mil­itäraus­rüs­tung und Trup­pen im Gelände sta­tion­iert, die Umge­bung als Basis für Rake­te­nan­griffe ver­wen­det und so fak­tisch die Kon­trolle über die Anlage über­nom­men und die Haupt­strom­leitung mehrmals gekappt. Die IAEO hat seit­ens der Ukraine keine Bomben­ab­würfe oder Angriffe auf das Kraftwerk bestätigt, wed­er bevor noch nach­dem der Kreml diese Anschuldigun­gen vorge­bracht hat­te.


Die Ukraine existiert nicht

Die Eigen­staatlichkeit und Sou­veränität der Ukraine zu leug­nen, ist ein weit­eres typ­is­ches Nar­ra­tiv, das kreml­fre­undliche Experten schon seit Jahren ver­bre­it­en. Präsi­dent Putin hat selb­st häu­fig die Geschichte ver­dreht, um zu behaupten, dass es keine Ukrain­er gegeben hätte, bis die Bolschewiken sie erschufen. Doch die Ukraine ist ein sou­verän­er Staat mit eigen­er Iden­tität und ein­er lan­gen Geschichte.

Wie oben bere­its erwäh­nt, hat Rus­s­land 1994 mit der Unterze­ich­nung des Budapester Mem­o­ran­dums tat­säch­lich, die Ukraine anerkan­nt und geschworen, ihr Ter­ri­to­ri­um und ihre Sou­veränität zu respek­tieren. Die Führung des Kremls hat seit­dem phrasen­haft das Mem­o­ran­dum mis­sachtet, zynis­che Lügen über dessen Inhalt erzählt und behauptet, die Ukraine würde es mis­sacht­en. Rus­s­land nutzte auch Pseu­do-Ref­er­en­den in beset­zten Gebi­eten, um das Ablassen vom Mem­o­ran­dum zu recht­fer­ti­gen und ille­gal Land zu rauben.

Im End­ef­fekt hat der Kreml alles getan, um die Eigen­staatlichkeit der Ukraine zu unter­graben. Unter diesen Umstän­den ist es beson­ders beein­druck­end, mit welch­er Entschlossen­heit die Ukrain­er ihren Staat und ihre Iden­tität vertei­di­gen.


Der Westen hat den Krieg begonnen

Der derzeit­ige großan­gelegte Krieg begann mit Rus­s­lands Inva­sion in die Ukraine am 24. Feb­ru­ar 2022. Die falsche Behaup­tung, dass der West­en mit der Ukraine als Stel­lvertreterin des Aggres­sors sei, ist eine klas­sis­che Desin­for­ma­tion­stak­tik, um Rus­s­land als Opfer seines eige­nen Kriegs darzustellen. Obwohl dieses Nar­ra­tiv offen­sichtlich absurd ist, dient es für das zunehmend weit­er abgeschot­tete Infor­ma­tion­sum­feld in Rus­s­land als Schlachtruf zur Mobil­isierung der öffentlichen Unter­stützung für die autoritäre Poli­tik des Kremls.

Eben­so wenig kämpft Rus­s­land gegen den „kollek­tiv­en West­en“. Kreml­na­he Experten set­zen dieses Nar­ra­tiv immer dann ein, wenn die Ukraine mil­itärische Unter­stützung von ihren west­lichen Part­ner­län­dern erhält oder Rus­s­land seinen Ein­fluss auf tem­porär beset­zte Gebi­ete in der Ukraine ver­liert. Die EUdie USA und viele NATO-Mit­glied­staat­en haben der Ukraine mil­itärische Unter­stützung zukom­men lassen, um ihr zu helfen, Rus­s­lands unprovozierten Angriff abzuwehren, sie sind jedoch nicht an den Kämpfen beteiligt. Der West­en beab­sichtigt nicht, Rus­s­land zu zer­stören. Er will, dass Rus­s­land aufhört, die Ukraine zu zer­stören zu ver­suchen.


Die USA finanzieren Biowaffen in der Ukraine

Erfun­dene Geschicht­en über „geheime US-Bio­la­bore“ sind ein klas­sis­ch­er Fall ein­er Ver­schwörungs­the­o­rie ver­mengt mit ein­er Panikmache-Tak­tik, welche der Kreml häu­fig zum Ablenken und Ver­wirren ein­set­zt. Diese Tak­tik sollte zunächst die Part­ner­schaft zwis­chen den USA und der Ukraine behin­dern, um biol­o­gis­che Gefahren zu ver­ringern. Dazu recycelte das kreml­na­he Desin­for­ma­tions-Ökoys­tem eine alte Desin­for­ma­tion­skam­pagne, um Rus­s­lands unprovozierten Angriff auf die Ukraine zu recht­fer­ti­gen.

Die Kreml-fre­undliche Desin­for­ma­tion ver­sucht, die Lin­ie zwis­chen biol­o­gis­chen Waf­fen und biol­o­gis­ch­er Forschung zu ver­wis­chen, um Angst zu ver­bre­it­en, während sie die Ukraine diskred­i­tiert. Verbindliche Quellen, darunter Izu­mi Nakamit­su, die Hohe Repräsen­tan­tin der UNO für Abrüs­tungs­fra­gen, haben wieder­holt die Behaup­tun­gen wieder­legt, dass von den USA finanzierte biol­o­gis­che Labore in der Ukraine für Mil­itärzwecke ver­wen­det wür­den.


Sanktionen gegen Russland sind illegal

Kreml­fre­undliche Desin­for­ma­tion über die EU und west­liche Sank­tio­nen sind voller Wider­sprüche. Irgend­wie sind Sank­tio­nen eine ille­galedesta­bil­isierende Form von Zwang, aber gle­ichzeit­ig funk­tion­ieren sie nicht und stärken Rus­s­land sog­ar. Dieses Desin­for­ma­tion­snar­ra­tiv spielt die Wirkung der Sank­tio­nen für Ziel­grup­pen in Rus­s­land herunter und schafft den falschen Ein­druck, dass die EU zusam­men­breche. Inter­na­tion­al möchte der Kreml unbe­grün­dete Äng­ste davor schüren, dass west­liche Maß­nah­men gegen Rus­s­land neg­a­tive glob­ale Auswirkun­gen hät­ten.

Alle EU-Sank­tio­nen sind voll­ständig kon­form mit den Verpflich­tun­gen gemäß inter­na­tionalem Recht. Die Sank­tio­nen ver­ringern Rus­s­lands Mit­tel zur Finanzierung des Kriegs und der Beschaf­fung wichtiger Kom­po­nen­ten für seinen mil­itärisch-indus­triellen Kom­plex.

Anfang 2024 berichtete Ros­stat, Rus­s­lands staatliche Sta­tis­tik­be­hörde, dass die Wirtschaft im Jahr 2023 über 3 Prozent gewach­sen wäre. Doch viele Ökonomen glauben, dass Rus­s­lands Wirtschafts­dat­en nicht trans­par­ent und ver­lässlich sind. Einige ver­muten sog­ar, dass die Sta­tis­tiken ver­fälscht sind.

Wen­ngle­ich man Rus­s­lands Zahlen für bare Münze nimmt, sind die schein­bar pos­i­tiv­en makroökonomis­chen Zahlen des Lan­des größ­ten­teils ein Ergeb­nis der Verän­derung hin zur Kriegswirtschaft. Diese Verän­derung konzen­tri­ert sich haupt­säch­lich auf die indus­trielle Pro­duk­tion von Mil­itäraus­rüs­tung für die Inva­sion in der Ukraine, von der später viel auf dem Schlacht­feld zer­stört oder ver­braucht wird, sodass andere Wirtschaftssek­toren ver­nach­läs­sigt wer­den. Aus­ländis­che Direk­t­in­vesti­tion ver­siegte fast voll­ständig.

Laut den von der Bank of Fin­land Insti­tute for Emerg­ing Economies analysierten Dat­en wird es für Rus­s­land immer schwieriger, seine derzeit­ige BIP-Wach­s­tum­srate aufrechtzuer­hal­ten, da die Erhol­ung des Lan­des von kriegs­be­d­ingten Branchen abhängt. Fort­laufende Erhöhun­gen der öffentlichen Aus­gaben sind untrag­bar und die Mil­itärindus­trie meldete bere­its Kapaz­ität­sen­g­pässe. Die derzeit­ige Konzen­tra­tion auf die Mil­itär­pro­duk­tion hat Ressourcen aus Rus­s­lands zivilen Branchen abge­zo­gen, sodass es schwieriger ist, sich auf Branchen zu stützen, die üblicher­weise das Rück­grat mod­ern­er Volk­swirtschaften für langfristiges Wach­s­tum bilden. Zudem sind die rus­sis­chen Mil­itäraus­gaben sehr hoch. Beispiel­sweise kostete der mas­sive Rake­te­nan­griff auf die Ukraine am 2. Jan­u­ar 2024 Rus­s­land rund 620 Mil­lio­nen USD.

Gle­ichzeit­ig hat der Rubel eine erhe­bliche Abw­er­tung erfahren. Die Infla­tion steigt sprung­haft an und es gibt Anze­ichen ein­er kon­junk­turellen Über­hitzung. Deshalb spüren immer mehr rus­sis­che Bürg­er die finanzielle Belas­tung durch den Krieg in ihrem All­t­ag.


Schwaches Europa als Marionetten der USA

Kreml­na­he Kanäle stellen europäis­che Staat­en regelmäßig als Mar­i­onet­ten­staat­en oder Vasallen der USA und der NATO dar, um sie her­abzuwürdi­gen. Lesen Sie dazu unsere Analyse der Behaup­tun­gen des Kremls über die ver­lorene Sou­veränität der EU. Im Feb­ru­ar 2024 brachte die ange­blich schwache und ges­pal­tene EU jedoch den poli­tis­chen Willen auf, eine 50 Mil­liar­den-Ukraine-Fazil­ität zu genehmi­gen, um die Erhol­ung der Ukraine finanziell zu unter­stützen.

Die EU ist nicht Rus­s­lands Feind. Doch die bilat­erale Beziehung wird durch Rus­s­lands unprovozierte und nicht gerecht­fer­tigte großan­gelegte Inva­sion in der Ukraine schw­er beein­trächtigt. Der Europäis­che Rat hat gegen Rus­s­land und Belarus 12 Sank­tion­spakete ver­ab­schiedet. Diese Beschränkun­gen sollen Rus­s­lands Fähigkeit schwächen, den Krieg zu finanzieren, und ins­beson­dere die poli­tis­che, mil­itärische und wirtschaftliche Elite tre­f­fen, die für den Krieg ver­ant­wortlich ist. Indem die Rus­s­land-Sank­tio­nen aufer­legt wer­den, möchte die EU ein starkes Sig­nal der Entschlossen­heit und Ein­heit an den Kreml senden und Rus­s­lands Fähigkeit zur Kriegs­führung ver­min­dern.

Hin­sichtlich der inter­na­tionalen Auswirkun­gen der Sank­tio­nen gel­ten für EU-Sank­tio­nen wichtige Aus­nah­men. Sie schlossen Nahrungsmit­tel und Düngemit­tel expliz­it aus. Eine Haup­tquelle für steigende Energiepreise waren nicht die Sank­tio­nen, son­dern Rus­s­lands Inva­sion in die Ukraine im Jahr 2022.


Europa benötigt russisches Gas und Öl

Der Kreml hat eine alte Tra­di­tion, in seinen auswär­ti­gen Beziehun­gen Energie als Waffe einzuset­zen, und das Streuen von Desin­for­ma­tion ist inte­graler Bestandteil dieser Tak­tik. Nur dass dieses Mal Rus­s­lands Schachzug, die EU durch das Stop­pen des Gas­flusses) einzuschüchtern, spek­takulär nach hin­ten los­ging, als Europa doch nicht im Win­ter ein­fror. Als Rus­s­land forderte, dass sich Europa zwis­chen der Ukraine oder Energie aus Rus­s­land entschei­den solle, lautete Europas Antwort ein­stim­mig „Ukraine“.

Die EU und ihre Mit­glied­staat­en unter­nah­men schnell mehrere Gegen­maß­nah­men, um die Energiesicher­heit zu gewährleis­ten. Zu nen­nen sind hier z.B. der REPow­erEU-Plan und der Plan „Gaseinsparun­gen für einen sicheren Win­ter“, der aus frei­williger Reduzierung der Erdgas­nach­frage um 15 % bestand. Die Erdgas­re­ser­ven der EU waren gefüllt und im Feb­ru­ar 2024 waren sie zu über 80 % voll. Europa diver­si­fizierte seine Gasim­porte zudem und umging Rus­s­lands Energieer­pres­sung.

Kreml­fre­undliche Desin­for­ma­tion ver­sucht fern­er, Keile in die transat­lantis­che Ein­heit zu treiben, indem sie ein falsches Bild ein­er ver­lore­nen EU-Sou­veränität zeich­net. Die Medi­enkanäle behaupteten hier­bei, dass die USA die EU unter­wor­fen hät­ten und von den Unruhen auf glob­alen Energiemärk­ten prof­i­tierten. Die Diver­si­fizierung der Energievor­räte ist jedoch ein Eckpfeil­er der EU-Energiepoli­tik. Sie trägt dazu bei, die Energiesicher­heit Europas zu stärken, indem sie Monop­o­lisierung ver­hin­dert und für mehr Wet­tbe­werb auf dem Energiemarkt sorgt.


Russlands Sieg ist unvermeidlich

Seit dem Beginn von Rus­s­lands „Drei-Tage-Krieg“ ist es der Ukraine gelun­gen, den Vor­marsch der Inva­soren aufzuhal­ten, das Blatt zu wen­den und beträchtliche Gebi­ete von der vorüberge­hen­den rus­sis­chen Mil­itärkon­trolle zu befreien. Ukrainis­che Stre­itkräfte haben zudem rus­sis­che Mil­itärein­rich­tun­gen stark beschädigt.

Das Durch­hal­tev­er­mö­gen der Ukraine angesichts der über­wälti­gen­den Aggres­sion zeigte uns die wahre Bedeu­tung von Ste­hver­mö­gen. Die mil­itärische Unter­stützung des West­ens für die Ukraine macht jeden Tag auf dem Schlacht­feld einen Unter­schied aus und hil­ft der Ukraine, ihr Recht auf Selb­stvertei­di­gung aufrechtzuer­hal­ten, das in der Char­ta der Vere­in­ten Natio­nen ver­ankert ist.

Rus­sis­che Ange­bote für Waf­fen­ruhen oder Friedensver­hand­lun­gen sind nicht aufrichtig, son­dern bloße PR-Gags. Bei näher­er Betra­ch­tung offen­baren sie Rus­s­lands impe­ri­al­is­tis­che Forderun­gen, die Ukraine solle sich ergeben und mehr von ihrem Ter­ri­to­ri­um und ihrer Sou­veränität aufgeben.

Der wahre Weg zum Frieden ist der voll­ständi­ge Rück­zug der rus­sis­chen Stre­itkräfte hin­ter die inter­na­tion­al anerkan­nten Gren­zen der Ukraine und die völ­lige Abkehr von der aggres­siv­en Poli­tik Rus­s­lands. Rus­s­land begann einen unprovozierten Krieg in Europa und mis­sachtete dabei unver­froren inter­na­tionales Recht, vor allem die UN-Char­ta. Es kann kein Frieden erre­icht wer­den, indem zuge­lassen wird, dass eine unbe­waffnete Ukraine einem hoch mil­i­tarisierten Rus­s­land gegenüber­ste­ht, das ihre Sou­veränität leugnet und unver­hohlen zu Genozid aufruft.

Hin­sichtlich weltweit­er Unter­stützung möcht­en wir anmerken, dass rund 40 Län­der, darunter die meis­ten west­lichen Län­der, der Ukraine weit­er­hin mil­itärische, human­itäre und finanzielle Unter­stützung

 zukom­men lassen, ein­schließlich Chi­na. Mehrere inter­na­tionale Men­schen­rechts­grup­pen, unter anderem Human Rights Watch, veröf­fentlicht­en kür­zlich einen Bericht, in dem gefordert wird, gegen Putin und andere hochrangige rus­sis­che Amt­sträger wegen Kriegsver­brechen im Zusam­men­hang mit dem rus­sis­chen Angriff auf die ukrainis­che Stadt Mar­i­upol zu ermit­teln. Und die Gen­er­alver­samm­lung der Vere­in­ten Natio­nen forderte mit über­wälti­gen­der Mehrheit, dass Rus­s­land alle seine Stre­itkräfte aus ukrainis­chem Ter­ri­to­ri­um abziehen solle.

Rus­s­land dage­gen hat die fol­gen­den fes­ten Ver­bün­de­ten: Belarus, die Demokratis­che Volk­sre­pub­lik Nord­ko­rea, Eritrea und Syrien.


Russland kämpft einen Heiligen Krieg

Rus­s­land ver­weist regelmäßig darauf, einen heili­gen Krieg gegen Satan per­sön­lich zu führen, um seinen Krieg gegen die Ukraine zu recht­fer­ti­gen. Um die man­gel­nden Fortschritte Rus­s­lands auf dem Schlacht­feld zu erk­lären, behauptete der Kreml in den ersten Wochen und Monat­en des Krieges, die Ukraine habe ein unheiliges Bünd­nis mit den Mächt­en des Hades geschlossen.

Kreml­na­he Desin­for­ma­tion­sex­perten, ins­beson­dere Wladimir Solowjow, set­zen häu­fig dieses Desin­for­ma­tion­snar­ra­tiv in Verbindung mit halt­losen Anschuldigun­gen gegen die Ukraine und den West­en ein, die ange­blich die ortho­doxe Kirche zer­stören wollen. Diese Manip­u­la­tion­stak­tik gewann 2019 an Fahrt, als die ortho­doxe Kirche der Ukraine den Sta­tus ein­er unab­hängi­gen Kirche erlangte, und erneut im Novem­ber 2022, als die ukrainis­che Regierung verkündete(opens in a new tab), sie würde ein Gesetz ausar­beit­en, das mit Rus­s­land in Verbindung ste­hende Kirchen ver­bi­etet.

Die Dämon­isierung der Ukraine und ihrer west­lichen Unter­stützer als got­t­lose Hei­den geht Hand in Hand mit der kreml­fre­undlichen Desin­for­ma­tion, dass der West­en „tra­di­tionelle Werte“ zer­stören wolle, während Rus­s­land diese schütze. Dieses Desin­for­ma­tion­snar­ra­tiv über das Schützen bedro­hter Werte ist durchtränkt mit Desin­for­ma­tion über die LGBTIQ+-Community, die häu­fig die Gren­ze zu direk­ter Het­ze über­schre­it­et.


Russland kämpft gegen den westlichen Imperialismus

Das Kreml-Regime ver­sucht schon lange, sich öffentlich als anti­im­pe­ri­al­is­tisch und anti kolo­nial­is­tisch darzustellen. Rus­s­lands bru­taler Angriff­skrieg gegen die Ukraine legte jedoch seine eige­nen impe­ri­al­is­tis­chen und kolo­nial­is­tis­chen Ambi­tio­nen bezüglich sein­er Nach­barn in Europa, im Kauka­sus und in Asien offen.

Durch Beginn eines Kriegs in der Ostukraine im Jahr 2014, die ille­gale Annex­ion der Krim im sel­ben Jahr und den Beginn ein­er großan­gelegten Inva­sion im Jahr 2022 hat Rus­s­land grob gegen inter­na­tionales Recht und die UN-Char­ta ver­stoßen und den Welt­frieden bedro­ht sowie die glob­ale Sicher­heit und Sta­bil­ität gefährdet.

Am 2. März 2022 ver­ab­schiedete die Gen­er­alver­samm­lung der Vere­in­ten Natio­nen mit über­wälti­gen­der Mehrheit eine Res­o­lu­tion, in der sie den bru­tal­en Ein­marsch der Rus­sis­chen Föder­a­tion in die Ukraine zurück­wies und ver­langte, dass Rus­s­land augen­blick­lich seine Stre­itkräfte abzieht und sich an inter­na­tionales Recht hält.

Im Okto­ber 2022 stimmte die UN-Gen­er­alver­samm­lung mit über­wälti­gen­der Mehrheit dafür, Rus­s­lands Ver­suche zu verurteilen, vier tem­porär beset­zte Gebi­ete in der Ukraine nach Schein­ref­er­en­den zu annek­tieren. Die weltweite Verurteilung von Rus­s­lands mil­itärisch­er Aggres­sion gegen ein friedlich­es Nach­bar­land zeigt, dass Rus­s­land allein und isoliert ist.


Die Ukraine ist ein Nazistaat

Der vielle­icht grundle­gend­ste Mythos der rus­sis­chen Aggres­sion gegen die Ukraine ist der Vor­wurf, dass die Ukraine, die Ukrain­er und das Ukrainis­ch­sein irgend­wie naz­imäßig sind. Der Vor­wurf war schon immer absurd und wäre ein guter Lach­er, wenn die Absicht des Kremls, gemäß diesem Vor­wurf zu han­deln, nicht so mörderisch wäre. Ohne diese Ver­leum­dung kön­nte die rus­sis­che Führung ihre Aggres­sion gegen die Ukraine nicht recht­fer­ti­gen. Deshalb wieder­holen sie diese immer und immer wieder.

Doch dieser Mythos recht­fer­tigt nicht nur Rus­s­lands ille­gale Inva­sion. Er dient auch als Grund­lage für Rus­s­lands angestrebten Genozid an der ukrainis­chen Sprache, der ukrainis­chen Kul­tur, dem ukrainis­chen Staat und dem ukrainis­chen Volk, wie wir bere­its berichteten. In der Fan­tasie der radikalen rus­sis­chen Nation­al­is­ten ist die Ukraine ein „Antirus­s­land“, das Rus­s­land ent­ge­gen­wirkt, wie Anti­ma­terie gegen Materie, und ihre bloße Exis­tenz ist eine tödliche Gefahr. Der Kreml beze­ich­net nun alle als „Nazi“, die sein­er Aggres­sion gegen die Ukraine ent­ge­gen­wirken – unter anderem auch Kana­da.

Wir fol­gten dem Ein­satz des „Nazi-Schreckgespenst“-Narrativs des Kremls seit Jahren. Der Kreml hat dieses nüt­zliche Desin­for­ma­tion­s­the­ma während des ganzen Kriegs ver­wen­det, um Ukrain­er zu ent­men­schlichen und zu verunglimpfen. Putins Darstel­lung von Rus­s­land als mod­er­nen Bändi­ger des Nation­al­sozial­is­mus ist ein klas­sis­ches Beispiel für Pro­jek­tion – eine Meth­ode des Kremls, die Schuld an seinen eige­nen zer­störerischen Tat­en auf andere zu schieben.

Die Anschuldigun­gen, dass ganz Europa Nazideutsch­lands Inva­sion in der Sow­je­tu­nion unter­stützt habe, ist mehr als bizarr. Sie stellen die Geschichte auf den Kopf. Tat­säch­lich umfasste im Jahr 1942 die Anti-Hitler-Koali­tion 26 Staat­en sowie die Exil­regierun­gen der beset­zten europäis­chen Län­der. Rus­s­lands Beschwörung des Kampfs gegen Nation­al­sozial­is­mus zum Aus­lösen ein­er starken psy­chis­chen oder emo­tionalen Reak­tion ist nicht nur manip­u­la­tiv, son­dern ein­fach nur lächer­lich, ins­beson­dere angesichts des Schwenks des Kremls zu offen­er anti­semi­tis­ch­er Rhetorik.